Wir reden über: Cloud Atlas

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„While my extensive experience as an editor has led me to a disdain for flashbacks and flash forwards and all such tricksy gimmicks I believe that if you, dear Reader, can extend your patience for just a moment, you will find that there is a Method to this tale of Madness.“

Manchmal hat man keine Ahnung was man von einem Film halten soll auch wenn Trailer und Promomaterial völlig vielversprechend aussehen. Man wird plötzlich andauernd mit äusserst episch anmutenden Bildern und Filmauschnitten beworfen, obwohl man im Grunde keine Ahnung hat um was es dabei eigentlich geht. Doch oh Wunder, das ist nicht das erste Mal, dass die geschieht und oh Wunder waren es vorher auch meistens Filme der Wachowski Geschwister (früher Wachowski
Brüder) wie Matrix oder V for Vendetta die mich immer in diesen Bann von Unwissenwissenheit und Faszination zogen. Deshalb hatte ich zwar null Ahnung um was sich die Handlung(en) in Cloud Atlas drehen sollte aber trotzdem liess ich mich gern auf dieses epsich anmutende filmische Abenteuer, auf die gefahr hin, dass dies entweder extrem gut oder extrem langwierig werden könnte, ein.

Story:

1849: Der Anwalt Adam Ewing erkrankt auf seiner Rückreise aus dem Pazifik schwer und wird dabei vom Arzt Henry Goose gepflegt. Daneben gewährt er dem entlaufenen Sklaven Autua Unterschlupf und schafft es diesen sogar einen Platz in der Schiffsmannschaft zu verschaffen. Wobei sich sein Gesundheitszustand aber von Tag zu Tag verschlechtert. Diese Ereignisse schreibt er alle in seinem Tagebuch nieder

1936: Der junge Komponist Robert Frobisher, der als Assistent des viel bekannteren und älteren Komponisten Vyvyan Ayrs zu arbeiten beginnt liest nun Ewing Tagebuch und benutzt dessen Namen auch als Pseudonym. Unbemerkt unterhält Frobishers aber eine Liebebeziehung mit seinem Freund Robert Sixsmith, die als sie auffliegt ihm aber die Aussicht auf Ruhm und Ehre zunichte macht. Bevor dies aber geschah vollendet Frobisher zusammen mit Ayrs die arbeit am sogenannten „Wolkenatlas“ Sextett.

1973: Die Journalistin Luisa Rey, die zufällig mit, dem jetzt als Atomphysiker tätigen, Robert Sixsmith im Fahrstuhl stecken bleibt erfährt von diesem Informationen über ein fehlerhaftes Kernkraftwerk. Nachdem sie beschliesst dieser Story auf den Grund zu gehen sieht sie sich plötzlich mitten in einer Verschwörung der Atom-und Öl Lobby um die Energiezukunft des Landes in der es um Leben und Tod geht. All diese Ergebnisse notiert Luisa, um später daraus ein Buch zu schreiben.

2012: Der Verleger Timothy Cavendish, erreicht mit einen Buch, dessen Autor einen ziemlich unschönen Wutausbruchs atte und nachher im Gefängnis landete, Rekordverkaufszahlen. Doch der Autor will plötzlich Geld sehen, da Cavendish aber durch Schuldentilgung nicht genug  zusammenkriegt, bittet er seinen Bruder um Hilfe, der ihn unter den Vorwand dieses Geld selbstverständlich zu leihen, in ein geschlossenes Altersheim einliefert. Davor liest Cavendsih aber immer wieder in Luisas Manuskript, welches er plant als sein nächstes Buch zu veröffentlichen.

2144: In der futuristischen Stadt Neo-Seoul wird die Klonin Sonmi~451, die als Bedienerin in einem vom allmächtigen Papa Song Konzern betriebenen Restaurant arbeitet, plötzlich Zeugin, wie eine ihre Mitklonin, inspiriert von einem Film über Cavendishs Leben, sich gegen einen sogenannten Reinblüter, also „normalen“ Menschen auflehnt, und danach als Bestrafung getötet wird. Kurze Zeit später trifft sie auf den Revolutionsführer Hae-Joo Chang, der in ihr einen Hoffnungsschimmer für die Gesellschaft sieht und ihr die grausame Wahrheit über Neo-Seoul zeigt.

2346: In einer Zeit in der mittlerweile Sonmi anstelle von Gott verehrt wird, besucht Meronym, eine Botschafterin des Prescients-Volks, die eine Möglichkeit sucht die Zivilisation zu erhalten, den Ziegenhirten Zachary und seinen Stamm, da sie auf seiner Insel eine Hoffnung für die Zivilisation vermutet. Doch Zachary der ihr den Weg dorthin zeigen könnte wird immer wieder von seinen inneren Dämonen davon abgehalten.

Stil:

Man sollte meinen, dass man mit gleich sechs Geschichten auf einmal, als Zuschauer schnell den Überblick verlieren könnte. Doch ist es eigentlich genau nur diese Annahme, die einem am Anfang einen etwas holprigen Einstieg verschafft. Den sobald man sich wirklich einen Überblick verschafft hat und die Figuren geistig all ihren Geschichten zugeordnet hat kann man dem ganzen treiben erstaunlich gut folgen. Dies ist unter anderem auch, der völlig unterschiedlichen Zeit- und Stilarten zu verdanken denen die einzelnen Geschichten folgen. Sie ist, hier das grosse Historienabenteuer im Stile von James Cook, dort der 70er Jahre Verschwörungsthriller oder der futuristische Actionknaller mit Hommagen an Blade Runner und Soylent Green. Erstaunlich ist auch, obschon Regisseur Tykwer ganz grosse Namen wie Tom Hanks, Halle Berry oder Hugo Weaving es sich immer noch um eine Indie-Produktion handelte und von der deutschen Produktionsfirma X-Filme Creative Pool, mehrheitlich in den Babelsberger Filmstudios gedreht wurde. Trotzdem sind die Schauplätze und Kulissen mehr als nur eindrücklich und man fühlt sich nicht nur einmal an Filme wie Master and Commander, Matrix, Cast Away oder Star Wars erinnert, was beweist, dass auch der deutsche und europäische Film sich langsam aber sicher immer mehr dem Hollywood-Niveau annähert oder schon dort angekommen ist.

Charaktere:

Zwar hat man fast eine Armee von Schauspielern engagiert, darunter wie schon erwähnt Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Ben Wishaw, Susan Sarandon oder Hugh Grant (mit den besten Rollen seines Lebens), trotzdem spielt aber jeder davon mindestens drei Rollen in der verschiedenen Geschichten und zum Teil sogar in Travestie. Dennoch sind alle Leistungen durchs Band weg überzeugend, wenn auch teilweise fast ein bisschen überspitzt, doch driftet dies nie ins lächerliche oder sogar unglaubwürdige ab. Man merkt auch, dass sich die Macher Mühe gaben jeder Zeitperiode ihren eigenen schauspielerischen Charme und Stil zu verleihen, so ist die Schiffreise von Adam Ewing geprägt von ausschweifenden Reden, während die Dialoge in Neo-Seoul beinahe so steril und maschinell sind wie die kahlen Wände die man dort vorfindet.

Fazit:

Cloud Atlas ist sicher keine leichte Kost für den Alltagskinogänger, dafür geht auf der Leinwand zu viel ab um alles auf einmal zu erfassen. doch hat man sich erst eingefunden offenbart einem der Film seiner wahren Schönheit und man bekommt gleich sechs Filme zu Preis von einem serviert, die wirklich alle komplett voneinander unterscheiden und daher nie Langeweile oder Déjà-Vus (im klassischen Sinne) auftreten. Auch wenn Tom Tykwer nicht immer mein Fall ist hat er doch hier zusammen Lana und Andrew Wachowski etwas Grossartiges in unvergleichlicher Kombination abgeliefert, welches das Zeug hat zum zeitlosen Klassiker zu werden da so ziemlich für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wobei meine liebste Epoche nicht mal die aufwändig animierten Kulissen von Neo-Seoul oder das Deck von Ewing Schiff, sondern die köstlich amüsant-zynische Geschichte des armen Timothy Cavendish war.

Review Rating 9.0

9/10

13 Antworten to “Wir reden über: Cloud Atlas”


  1. 1 kulii Dezember 1, 2012 um 11:36 am

    ohh ja ich fand auch das sich Cavendish Geschichte irgendwie von allen am meisten abgehoben hat 🙂

  2. 8 donpozuelo Dezember 1, 2012 um 11:41 am

    Ich trau mich noch nicht so richtig an den Film ran, denn ich habe das Buch gelesen!!!


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